Prof. Wilfried Sturm tritt nach 36 Jahren Dienst in den Ruhestand
„Christen kommen von Kreuz und Auferstehung her, wo Jesus sich als Sieger über Sünde, Tod und Welt erwiesen hat, und wir gehen der Vollendung der Heilsabsichten Gottes in einem neuen Himmel und einer neuen Erde entgegen, in denen Gerechtigkeit herrschen wird.“
Diese Ansicht vertrat Wilfried Sturm, Professor für Systematische Theologie in pastoraler Praxis an der Internationalen Hochschule Liebenzell, bei seiner Abschiedsvorlesung. Nach 36 Jahren Dozententätigkeit tritt er nun in den Ruhestand. Der Theologe verwies dabei auf die berühmte Formulierung Martin Luthers, dass die Menschen „Gerechte und Sünder zugleich“ seien: „Wir sind Sünder in uns selbst, aber Gerechte in Christus Jesus.“
Wie Wilfried Sturm weiter sagte, garantiere ethisches Bemühen nicht, dass im Leben alles gelinge: „Es wird nicht nur Gelungenes, sondern auch Misslungenes geben, nicht nur geradlinige Biografien, sondern auch biografische Brüche, nicht nur glückliche Ehen, sondern auch gescheiterte Ehen, nicht nur Erfolg, sondern auch Versagen“. Vielmehr gehe es um eine Ethik, die nicht nur moralische Maßstäbe vermittle, sondern auch um die Möglichkeit des Scheiterns an diesen Maßstäben wisse und davon lebe, dass Gott auch aus Bruchstücken etwas Ganzes machen kann. Das ethische Bemühen stehe dabei nicht nur unter dem Vorzeichen der Sündhaftigkeit des Menschen, „sondern zugleich unter dem Vorzeichen der Gnade Gottes, die größer ist als unsere Sünde“. Auch im Rückblick auf vermeintliche Fehlentscheidungen gelte es festzuhalten, dass Gottes Gnade größer ist als menschliches Versagen „und dass Christus bei Gott mehr zählt als unsere Sünde“.
Rektor Volker Gäckle dankte Wilfried Sturm für seine langjährige Tätigkeit. Er habe dabei unter anderem Veränderungsfähigkeit und Elastizität bewiesen. Schließlich begann der Theologe seine Arbeit 1988 beim damaligen Theologischen Seminar der Liebenzeller Mission, das 2011 in die Internationale Hochschule Liebenzell aufging. Gäckle hob insbesondere die multimediale Gestaltung seiner Vorlesungen hervor, die immer auf dem neuesten Stand der wissenschaftlichen Diskussion waren. Als Dekan für Studium und Lehre habe er auch Verantwortung für die strukturellen und formalen Belange der Hochschule übernommen und sich mit Präakkreditierungen, Creditpoints und Studien- und Prüfungsordnungen „herumgeschlagen müssen.“ Der Theologe habe auch immer wieder bemerkenswerte und aufgrund der sorgfältig ausgewählten Beispiele sehr anregende und anschauliche Predigten gehalten.
„Durch diese Predigten bist du auch zum Glaubenszeugen für unsere Studierenden geworden.“
Peter Zimmerling, Professor für Praktische Theologie an der Universität Leipzig, hob in seiner Laudatio die Verlässlichkeit und Treue Wilfried Sturms hervor. Bemerkenswert sei auch, dass der Dozent noch mit über 50 Jahren promoviert habe. Somit stehe er beispielhaft für lebenslanges Lernen, sagte der Doktorvater von Wilfried Sturm.