Von Kuchen, Liedern und alten Menschen
IHL-Studenten engagieren sich für Senioren in Monakam
BAD LIEBENZELL. Kurz vor der Ankunft bittet die Studentin der Theologie / Sozialen Arbeit Damaris Diestel ihren Freund, Daniel Wiesner, ganz langsam zu fahren: „Da vorne darfst du aber nur 5 km/h fahren!“. Als Daniel in die Straße zum Johanneshaus in Monakam einbiegt, weiß er warum. Die Aussicht über das Liebenzeller Schwarzwaldtal ist gigantisch. Ganz ruhig wird es im Auto und dann ist nur ein „Ohhh…“ zu hören. Auf den Gesichtern von Damaris, Daniel und der Kommilitonin Elisabeth formiert sich ein Lächeln.
Alle zwei Wochen besuchen sie die Bewohner des Johanneshauses in Monakam, einem privaten Seniorenheim der MoNa Care Gesellschaft für Pflege mbH. Ungefähr 60 Senioren in unterschiedlichen Lebensstadien sind in dem mehrstöckigen Gebäude mit Blick auf das Schwarzwaldtal untergebracht. Geleitet wird es von Anneli Zenker.
Als die Studenten der Internationalen Hochschule Liebenzell an dem Nachmittag ankommen, ist Frau Zenker gerade in einer Besprechung und so gehen Damaris, Elisabeth und Daniel selbstständig in den Aufenthaltsbereich 2. Sie tragen bereits eigene Namensschilder des Johanneshauses und sind als „ehrenamtlicher Mitarbeiter“ ausgeschrieben.
Auf Ebene 2 warten bereits 10 ältere Menschen auf sie. Sofort steht eine ältere Dame, Carmen*, auf und nimmt Damaris‘ Hand in ihre eigene. Sie hält sie ganz fest und begrüßt sie mit etwas unverständlichen Worten. Dann bekommt Damaris‘ Strickjacke ihre Aufmerksamkeit und Damaris fragt sie: „Möchten Sie die gerne mal anziehen?“, und zieht sie im selben Moment schon aus und hilft der älteren Dame, sie anzulegen. Die freut sich, sodass Damaris noch hinzufügt: „Die brauche ich nachher aber wieder!“
Elisabeth hat sich derweil zu einer anderen älteren Dame im Rollstuhl begeben. Sie hockt mit einem breiten Lächeln neben dem Rollstuhl. Eine Hand hält sich an der Rollstuhllehne fest und die andere hat sie ganz sanft auf den Unterarm der älteren Damen gelegt. „Hallo Frau Weber*, wir sind heute wieder zu Besuch da!“, beginnt Elisabeth das Gespräch, aber Frau Weber hat Alzheimer im fortgeschrittenen Stadium. Sie kann sich kaum artikulieren. Lediglich Laute gibt sie von sich. Liebevoll begrüßen die Studenten jeden einzelnen im Raum.
Den Pflegern sind die Studenten schon bekannt. Diese holen in der Zwischenzeit den Kuchen. Es gibt Apfelstreuselkuchen oder Pudding. Das Austeilen ist gar nicht so leicht, weil nicht jeder der älteren Menschen seine Entscheidung ausdrücken kann, ob er oder sie Kuchen oder Pudding möchten. Daniel sitzt neben Frau Kröger* und fragt eine Pflegerin, ob er ihr beim Essen helfen darf, nachdem sie mit Lauten ihre Arme nach dem Kuchen ausstreckt. Die Pflegerin antwortet: „Aber bitte in kleinen Stücken.“ Ganz behutsam sticht Daniel mit der Kuchengabel ein Kuchenstück ab und führt es Frau Kröger in den Mund. Diese freut sich sichtlich darüber.
Nach dem Kuchenessen holen Elisabeth ihre Gitarre und Daniel seine Violine heraus. Damaris kündigt schon mal an, dass gleich gesungen wird. Frau König*, die im Rollstuhl sitzt, fängt schon mal an: „Ich habe mein Herz in Heidelberg verloren.“ Damaris fragt daraufhin, ob sie das denn singen möchte und schon spielen Elisabeth und Daniel fröhlich die Melodie dazu. Es geht von Heidelberg über „Mein kleiner, grüner Kaktus“ bis hin zu „Großer Gott, wir loben dich“. Carmen geht dabei wieder langsam auf Damaris zu, greift nach ihren Händen und beginnt mit ihr zu tanzen. Damaris weist sie dabei noch darauf hin: „Aber vorsichtig, Carmen! Nicht, dass Ihnen schwindlig wird!“, und lacht während sie sich mit Carmen etwas durch den Aufenthaltsraum bewegt.
Nach zwei Stunden packen die Studenten ihre Sachen und verlassen das Johanneshaus wieder. Sie sehen nachdenklich, aber glücklich aus. Damaris fragt im Auto ihre Kommilitonen, wofür sie Gott im Johanneshaus loben würden. Damaris nennt das „Praise Break“, was so viel wie „Lobespause“ bedeutet. Daniel und Elisabeth sagen, dass die alten Menschen dort einen schönen Ort hätten, wo Gott den alten Menschen Gemeinschaft untereinander schenkt. Das freut sie. Damaris fügt am Ende noch hinzu: „Ich werde bestimmt auch mal so eine alte Dame, wo ganz viel Chaos im Kopf herrscht. Das habe ich ja jetzt schon.“, und Daniel lacht.
Auch Frau Zenker kam während des Besuches noch mal zu den Studenten und begrüßte sie. Für sie ist der Einsatz dieser jungen Menschen vorbildlich: „An den Gesichtern und Reaktionen unserer Bewohner merken wir, dass die Studenten Trost, Freude und Liebe spenden.“
Auch Dr. Thomas Eisinger (Monakam), Kanzler der Internationalen Hochschule Liebenzell und gewähltes Gemeinderatsmitglied in Bad Liebenzell, freut sich über das Engagement seiner Studenten: „Ich bin immer wieder dankbar, dass unsere Studenten sich so intensiv in Bad Liebenzell einbringen und sich so beherzt um Menschen wie die Senioren im Johanneshaus kümmern. Davon brauchen wir mehr und dafür arbeiten wir täglich!“
*Die Namen wurden aus Datenschutzgründen geändert. Ähnlichkeiten zu reell existierenden Personen sind nicht beabsichtigt.