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Metropolstudie in Jaunde, Kamerun
Zwischen 2018 und 2022 führte das LIMRIS-Forschungsinstitut eine quantitative kirchensoziologische Untersuchung der christlichen Kirchen und Gemeinden im Distrikt III der kamerunischen Hauptstadt Jaunde durch. Die Datenerhebung geschah in drei Etappen: Zunächst wurden 200 Kirchen, Gemeinden und christliche Gemeinschaften identifiziert, von denen etwa ein Viertel den traditionellen Missionskirchen zuzuordnen sind und knapp Dreiviertel überwiegend jungen African Initiated und Pentecostal Churches. In einem weiteren Untersuchungsschritt wurden die identifizierten Gemeinden per Fragebogen um Informationen über ihre Gemeindeentwicklung und ihr Gemeindeleben gebeten. Knapp die Hälfte gab Rückmeldungen und lieferte die erbetenen Informationen. Schließlich wurden Fokusgruppengespräche mit einer Auswahl von Pastoren der Gemeinden geführt, die sich an der Umfrage beteiligt hatten mit dem Ziel, durch Gespräch, Befragung und Beobachtung qualitative Daten und Informationen zu sammeln.
Die Relevanz der Studie liegt in Erkenntnissen für verschiedene Diskurse in der Praktischen Theologie, Interkulturellen Theologie/Missionswissenschaft und Geschichte der Weltchristenheit bzw. Außereuropäischen Christentumsgeschichte:
- Geschichte und aktuelle Gestalt der Weltchristenheit. Für das wenig erforschte kirchliche Leben Kameruns liegt mit der LIMRIS-Studie eine empirische kirchensoziologische Untersuchung in einem frankophonen Stadt-Distrikt einer zentralafrikanischen Hauptstadt vor, dem eine Vorreiterrolle im Land zugeschrieben wird. Die Auswertung wird insbesondere die desiderate Wissenslücke um die jungen African Initiated und Pentecostal Churches füllen und sie kirchenkundlich beschreiben. Daneben liefert die Forschung wichtige Erkenntnisse zu den Themenfeldern Reverse Mission, South-South Mission, zur Wirkung von evanglistischen Initiativen des Westens und zur Relevanz von Social Media- und Online-gestützten Lehr- und Ausbildungsprogrammen.
- Transnationalisierung. Die Beiträge der afrikanischen Pastoren zeigen eine außereuropäische Sicht auf die zunehmenden transnationalen Phänomene, Netzwerke und Sozialräume und deren Bedeutsamkeit für Glaube, Gemeinde und Kirche und ergänzen die Transnationalisierungsdiskurse.
- Migrations- und Migrationsgemeindeforschung. Die Fokusgruppengespräche helfen, den Herkunfts- oder Entsendungskontext afrikanischer Christen und Gemeinden in Deutschland besser zu erhellen und so differenzierte Erkenntnisse über den Hintergrund, die strukturelle Gestalt und theologische Profilierung von Migrationsgemeinden in Deutschland zu gewinnen, wenn diese sich auf afrikanische „Muttergemeinden“ beziehen.
Die Studie wurde verantwortet von Dr. habil Friedemann Burkhardt sowie Dr. Tobias Schuckert, PHD, vom LIMRIS-Institut, beratend begleitet von Pastor Chibiy Tchatchouang aus Ingolstadt. Die Forschungsorganisation vor Ort in Kamerun lag bei der Soziologin Melanie Adeboda Alega, M.A..