Prof. Dr. Markus Zehnder steht allein hinter einem hölzernen Rednerpult auf einer Bühne. Er trägt einen hellbraunen Anzug mit einem weißen Hemd und einer beigefarbenen Krawatte. Der Mann hat graue Haare und trägt eine Brille. Er schaut konzentriert auf seine Unterlagen oder in die Richtung des Publikums. Im unteren Bildbereich sind die unscharfen Silhouetten von Zuhörern zu sehen, die aufmerksam in Richtung des Redners blicken. Die Atmosphäre wirkt ruhig, konzentriert und würdevoll – passend für eine akademische Veranstaltung.

Das Alte Testament verweist auf Jesus Christus

Das Neue Testament ist ohne das Alte Testament nicht zu verstehen. Diese Auffassung vertrat der neue Professor für Altes Testament an der Internationalen Hochschule Liebenzell (IHL), Markus Zehnder, in seiner Antrittsvorlesung. Sie stand unter dem Titel „Menschensohn, Davidsspross, Gottesknecht: Entspricht das neutestamentliche ‚Aus 3 mach 1‘ der hebräischen Bibel?“

Seiner Ansicht nach gibt es gerade bei einem so zentralen kanonübergreifenden Thema wie der Messiasgestalt Verbindungslinien, die deutlich machen, dass man ein Testament nicht ohne das andere verstehen kann:

„Es ist gerade diese direkte Verbindung zwischen den alttestamentlichen Messiaserwartungen und den neutestamentlichen Schilderungen des Weges Jesu, die uns aufgrund der Übereinstimmung von alttestamentlicher Ankündigung und neutestamentlichem Wirken Jesu mit Sicherheit erkennen lässt, dass Jesus der verheißene Messias ist und deshalb zu Recht den Titel Christus trägt.“

Wenn die neutestamentlichen Autoren alle drei großen Traditionslinien, die sich auf eine kommende Erlösergestalt beziehen, auf Jesus anwenden, erweisen sie sich nicht als Erfinder willkürlicher Neuerungen, sondern sind in ihrer Darstellung fest im Alten Testament verankert, so der Alttestamentler. „Wenn sich alle drei Traditionslinien auf Jesus beziehen lassen oder er sie selbst auf sich anwendet, sagt das Entscheidendes über seine Person, sein Wirken und seinen Auftrag aus.“ Markus Zehnder arbeitete die drei wichtigsten alttestamentlichen Traditionsstränge heraus, die sich auf einen von Gott gesandten künftigen endzeitlichen Heilsbringer beziehen. „Wenn wir sie nebeneinander stellen, sehen wir neben den Unterschieden auch ein hohes Maß an Überschneidungen und Übereinstimmungen. Das heißt, es gibt sowohl eine Vielfalt als auch einen logischen Zusammenhang der messianischen Erwartungen im Alten Testament.“

Markus Zehnder war unter anderem Professor an der Biola University in La Mirada, California (USA) und an der ETF Leuven (Belgien) sowie am Ansgar Theological College and Seminary, Kristiansand (Norwegen). Außerdem war er Lehrbeauftragter für Altes Testament an der Theologischen Fakultät der Universität Basel. Nach postdoktoralen Studien in Jerusalem und an der Harvard University habilitierte er sich 2004 in Basel mit der Arbeit „Umgang mit Fremden in Israel und Assyrien“. Er ist ordinierter Pfarrer der evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt.

Der Rektor der Internationalen Hochschule Liebenzell, Volker Gäckle, freut sich über den Dienstantritt von Markus Zehnder als Professor:

„Für die Internationale Hochschule Liebenzell ist die Besetzung dieser Professur mit Markus Zehnder ein Glücksfall. Wir konnten mit ihm einen international renommierten Alttestamentler gewinnen, dessen Forschung weltweit anerkannt und gefragt ist. Seine internationale Erfahrung und Vernetzung sind auch für unsere Studierenden ein großer Schatz.“

Die Internationale Hochschule Liebenzell ging aus dem Theologischen Seminar der Liebenzeller Mission hervor und startete 2011 mit 29 Studierenden. Die Einrichtung wurde durch den deutschen Wissenschaftsrat akkreditiert sowie durch das Land Baden-Württemberg staatlich anerkannt. Die IHL mit dem Motto „Studieren mit weltweitem Horizont“ wird getragen von der Liebenzeller Mission gGmbH. Sie zählt aktuell über 320 Studierende in sechs Studiengängen. Heute lehren an der Hochschule 21 Dozenten – darunter zehn Professorinnen und Professoren. Außerdem unterhält die IHL seit Mai 2017 das Forschungsinstitut „Liebenzell Institute for Missiological, Religious, Intercultural, and Social Studies“ (LIMRIS – Liebenzeller Institut für missions- und religionswissenschaftliche, interkulturelle und soziologische Studien). Über 1.800 Frauen und Männer studierten bislang erfolgreich in Bad Liebenzell.