Prof. Dr. Thomas Kleber hält Antrittsvorlesung als Professor der Sozialen Arbeit.
Die IHL hat einen neuen Professor. Prof. Dr. Thomas Kleber lehrt Soziale Arbeit und hielt am 13. November seine Antrittsvorlesung.
Antrittsvorlesungen sind ein Ritual, das seit mehr als 500 Jahren historisch belegt sei, so Rektor Prof. Dr. Volker Gäckle. Man hielt diese Vorlesung traditionell auf Latein, bei dem neuen Professor für Soziale Arbeit mache man jedoch eine Ausnahme, sagte Gäckle mit einem Augenzwinkern. Unter dem Titel „Wenn Tee am Bett Professionalität bedeutet: Handeln zwischen Sehnsucht, Zumutung und Hingabe“ machte Kleber darauf aufmerksam, dass Professionalität in der Sozialen Arbeit mehr ist als ein akademischer Abschluss, mit dem man als ausgewiesener Experte gilt.
Kleber hielt dabei keine rein theoretische Abhandlung. Mit mehr als 14 Jahren Erfahrung in der Kinder- und Jugendhilfe nahm der neue Professor die Zuhörer fesselnd in dieses Spannungsfeld mit hinein. Wie handelt man professionell, wenn man im Bereitschaftsdienst der Jugendhilfe aus dem Bett geklingelt wird und aus dem Pyjama in die professionelle Rolle schlüpfen muss, weil ein zutiefst verzweifeltes Kind seine Wohngruppe mit einem Messer bedroht? Als Sozialarbeiter habe man es eben immer mit Menschen zu tun, auf die man flexibel reagieren müsse. Professionalität sei eine Zumutung, denn man „besitze“ als Sozialarbeiter nicht einfach Wissen, das man auf alles anwenden könne. Viel mehr verlange Professionalität, eine Bereitschaft, Sicherheiten aufzugeben, vertraute Gewissheiten zu verlassen und sich immer wieder selbst in Frage zu stellen. Kleber setzt damit auf eine Haltung, die Kinder und Jugendliche in der Jugendhilfe als Menschen und nicht als Fälle betrachtet.
Als stellvertretender Studiengangsleiter des Studiengangs Theologie/Soziale Arbeit sieht Kleber auch eine Notwendigkeit, dem Menschen aus einer christlichen Perspektive gerecht zu werden. Es gehe darum, nicht das System, sondern das Kind oder den Jugendlichen als würdiges Geschöpf wohlwollend in das Zentrum des sozialarbeiterischen Handelns zu stellen.
Prof. Dr. Thomas Kleber promovierte 2024 zum Thema „Orientierung zwischen Theologie und Sozialer Arbeit – Studieren unter religiösen Vorzeichen“. Seine berufliche Laufbahn begann 1990–2001 als Krankenpfleger, woraufhin er als selbstständiger Erlebnispädagoge tätig war und sich von 2009–2023 in verschiedenen Aufgaben in der Jugendhilfe der Evangelischen Brüdergemeinde Korntal engagierte. Von 2010–2015 absolvierte er ein Bachelor- und Masterstudium der Sozialen Arbeit an der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg (EH Ludwigsburg). Seit 2017 arbeitet er an der IHL als wissenschaftlicher Mitarbeiter.
Zu Gast war Prof. Dr. J. Thomas Hörnig von der EH Ludwigsburg, ein Wegbegleiter, der Kleber als Zweitgutachter bei seinem Promotionsprojekt unterstützte. Er beglückwünschte die IHL für diesen „zutiefst loyalen“ Professor mit „bleibend jugendhaftem Charme“.
Prof. Dr. Detlef Hiller, der den Studiengang Soziale Arbeit zusammen mit Kleber verantwortet, betonte: „Anders als viele Professoren ohne Praxiserfahrung, kannst du jungen Menschen vermitteln, was in der Sozialen Arbeit auf sie zukommt, denn du hast es selbst erlebt und erlitten.“
Ausgeklungen ist der Abend mit musikalischer Untermalung, einem gemeinsamen Sektempfang und anregenden Gesprächen.


